Schluss mit Dauerschmerzen

Implantation und Sofortbelastung im oberen Frontzahnbereich

Ständige Entzündungen der Zahnwurzeln

Unsere Patientin plagen schon lange immer wieder Entzündungen an den Wurzelspitzen von Zahn 11, 21 und 22 – also an drei der oberen Schneidezähne. Auch zwei Wurzelspitzenresektionen konnten ihr die Schmerzen auf Dauer nicht nehmen, es kommt immer wieder zu Fistelgängen. Für sie ist klar: So kann es nicht weitergehen! Aber die Zähne einfach ziehen lassen und dann mit einer großen Lücke im Frontzahnbereich herumlaufen? Das kommt auf keinen Fall infrage. Was tun?
Frontansicht geöffneter Oberkiefer und Unterkiefer

Genau hinschauen: Wie ist die derzeitige Mundraum-Situation?

Das ZPK Herne Team rund um Dr. Mintert verschafft sich mithilfe digitaler Volumentomographie einen Überblick und kommt zu den folgenden Ergebnissen und Handlungsempfehlungen:

An den Wurzelspitzen der Zähne 11, 21, 22 sind Aufhellungen sichtbar. Ein Zahn wurde mit einer Wurzelfüllung und Stiftaufbau aufgebaut, die Wurzelspitze durch Wurzelspitzenresektion (WSR) gekürzt. Zu einer weiteren WSR können wir der Patientin nicht raten, da sonst die Wurzeln zu kurz würden.

Fazit: Die drei Zähne 11, 21, 22 sind nicht erhaltungswürdig und müssen gezogen werden. In der Operation sollen dann auch Implantate gesetzt werden.

Digitale Volumentomografie mit gekürzten Wurzelspitzen

Die Qual der Wahl: Was wünscht sich die Patientin?

Die Patientin legt einen hohen Wert auf eine ästhetische neue Versorgung und möchte nicht ohne den OP nicht ohne Zahnersatz verlassen, somit bieten sich zwei Lösungsvorschläge an.

  1. Eine provisorische herausnehmbare „Interimsprothese“.
  2. Ein festsitzender Zahnersatz mittels einer Sofortversorgung auf den Implantaten.

Da die Patientin die benachbarten Zähne nicht beschleifen lassen möchte und viel Wert auf Ästhetik legt, entscheidet sie sich für Variante 2: Eine provisorische Implantatbrücke mit einem festsitzendem Kunststoff-Provisorium, das nach Einheilung durch eine Keramikbrücke ersetzt wird.

Digitale Implantatplanung - Oberkiefer mit Implantatpositionen und Gesamtkieferansicht

Vor der OP: Vorbereitung von Brücke und Hilfsmittel

Die Patientin hat sich für die Sofortbelastung entschieden, d.h.: Die oben genannten Zähne werden in der OP gezogen, die Implantate gesetzt, die Aufbauten (künstliche Stümpfe, sogenannte Abutments) auf die Implantate geschraubt und eine provisorische festsitzende Kunststoffbrücke direkt auf die Implantate geklebt. Dieses Vorgehen wird vorab genaustens anhand der Röntgen- und DVT-Bilder erstellt. Außerdem wird eine Bohrschablone produziert, die das Navigieren während des Eingriffs erleichtert und die genaue Platzierung und den korrekten Winkel der zu setzenden Implantate vorgibt. Damit wird sichergestellt, dass die schon angefertigte Brücke auch genau auf Aufbauten passt. Ob die Implantate nach dem Einsetzen direkt das nötige Drehmoment, also Festigkeit haben, um eine festsitzende provisorische Langzeitbrücke tragen zu können wird sich in der OP selbst entscheiden.

Während der OP: Sofortimplantation unter Vollnarkose

Die Operation findet auf Wunsch der Patientin unter Vollnarkose durch das Anästhesie-Team statt. Das OP-Team kann sich während des Eingriffs so ganz und gar auf den Operationssitus fokussieren. Sobald die Patientin ruhig schläft, wird das OP-Gebiet nochmals gründlich gereinigt, damit die Wunde bakterienfrei bleibt.

Dann: Schnittführung an den Zahnhälsen. Das Gewebe wird vorsichtig abgelöst und die Zähne freigelegt. Die Zähne werden nacheinander gezogen und das entzündete Gewebe komplett aus dem Knochen entfernt. Nun wird die Bohrschablone eingelegt und die Bohrungen für die Implantate Schritt für Schritt durchgeführt. Die Implantate werden nach und nach maschinell eingebracht und radiologisch kontrolliert.

Der Moment der Wahrheit: Das bestimmte Drehmoment wurde erreicht und somit steht der festsitzenden provisorischen Sofortversorgung nichts im Wege!

Zu guter Letzt: Auf die Implantate werden vom Labor gefertigte künstliche Aufbauten geschraubt und das vorab gefräste Langzeitprovisorium geklebt. Hierbei sollte kein Kontakt zum Gegenkiefer entstehen, damit keinerlei Belastung stattfindet.

Zum Abschluss wird die Wundheilung durch das Eingeben von LPRF (Leukocyte-Platelet Rich Fibrin), das während der OP aus dem eigenen Blut der Patientin gewonnen wurde, angeregt.

Nach der OP: Wie geht es der Patientin?

Am darauffolgenden Tag kommt die Patientin in unsere Praxis, damit sich das Team vergewissern kann, dass der Eingriff gut überstanden ist und alles perfekt sitzt. Nach weiteren 2 Wochen erfolgt eine abschließende Wundkontrolle; gegebenenfalls wird noch Nahtmaterial entfernt, generell sind die Nähte aber resorbierbar. Nun muss die Wunde 4-5 Monate in Ruhe abheilen. Damit die Implantate in dieser Zeit keinen Druck abbekommen, trägt die Patientin in diesem Fall eine durchsichtige Schiene im Unterkiefer. Die radiologische Kontrolle findet nach 3 Monaten statt.
Digitale Volumentomografie mit Zahnimplantaten an Position 11, 21 und 22
Provisorische Sofortversorgung Frontzähne 11,21,22

Der letzte Schritt: Die bleibende Keramikbrücke

Erneut wird ein digitaler Scan von den Implantaten aufgenommen: Damit sind keine Abdrücke notwendig, was für die Patientin wesentlich angenehmer ist. Anhand dessen entsteht die bleibende Keramikbrücke im 3D-Druck. So kann wenig später die Anprobe des Gerüsts, die Kontrolle der Zahnfarbe und im zweiten Schritt das Festzementieren der Keramikbrücke auf die künstlichen Zahnaufbauten erfolgen.

Das strahlende Lächeln der Patientin ist riesig, als sie die Praxis verlässt!

Implantataufbauten und bleibende Keramikbrücke im Oberkiefer im Frontzahnbereich 11,21,22